Die Knochenmarksbiopsie
Die Knochenmarksbiopsie ist neben der Zytologie, der FACS-Analyse und genetischen Untersuchungen eine der Säulen der Diagnostik hämatologischer Erkrankungen. Von besonderem Interesse ist sie für die Diagnose von Erkrankungen aus dem Formenkreis der myelodysplastischen Syndrome und myeloproliferativen Neoplasien, der Leukämien, der Lymphome sowie auch reaktiver und infektiöser Veränderungen. Auch spielt sie bei der Verlaufskontrolle nach Chemotherapie oder Stammzelltransplantation eine Rolle. Insbesondere bei der Beurteilung des Ausmaßes von strukturellen Knochenveränderungen (Osteosklerose) und zur Beurteilung der Markraumfibrose ist sie den anderen Methoden überlegen und bei einer Punctio sicca sogar die einzige diagnostische Methode. Da Lymphom-Infiltrate teilweise mit einer Faservermehrung einhergehen was die Gewinnung von repräsentativem Material schwierig macht, ist die Knochenmarksbiopsie in einigen Fällen für den Nachweis einer Lymphom-Infiltration sensitiver als zum Beispiel die Zytologie oder FACS-Analyse.
Die besten diagnostischen Ergebnisse werden erzielt, wenn man in Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen die verschiedenen Untersuchungsergebnisse zusammenführt und in Zusammenschau mit dem klinischen Bild interpretiert. Deshalb ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur sehr wünschenswert sondern unabdingbar notwendig.
Aufarbeitung von Knochenmarksbiopsien
Für die diagnostische Aussagekraft der Knochenmarksbiopsie ist eine sachgerechte Durchführung der Biopsieentnahme mit adäquater Asservierung und gegebenenfalls Fixation des Materials bis hin zur sachgerechten Aufarbeitung in einem dafür speziell ausgerüsteten Pathologischen Institut von Bedeutung. Eine besondere Herausforderung stellte bei der Aufarbeitung von Knochenmarksbiopsien die Tatsache dar, dass das Material aufgrund der knöchernen Anteile in EDTA schonend entkalkt werden muss, ohne daß die Morphologie oder die Epitope für immunhistochemische Färbungen zerstört werden.
Knochenmarksbiopsien sollten bei uns im fixierten Zustand (gepuffertes Formalin, wie es ihnen in der Regel von jeder Pathologie zur Verfügung gestellt wird) eingesandt werden. Daraufhin wird das Material dann entkalkt, entwässert und in Paraffin eingebettete, so dass Schnittpräparate für die ergänzenden histochemischen Untersuchungen (Giemsa, PAS, Berliner-Blau, Gomori und CAE) und für notwendige immunhistochemische Färbungen angefertigt werden können. Die aufwändige Aufarbeitung und die speziellen Färbemethoden nehmen einige Tage in Anspruch, so dass es bis zur Erstellung des endgültigen Befundes nach Einsendung zumeist 4-6 Werktage dauert.