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Nierenbiopsie

Die Nierenbiopsie

Die Nierenbiopsie zur Gewinnung einer Nierenhistologie ist nach wie vor der Goldstandard in der Diagnostik renaler Erkrankungen. Sie ergänzt das Arsenal an diagnostischen Prozeduren, das dem klinisch tätigen Nephrologen für die Erarbeitung der Diagnose und der damit zusammenhängenden Therapieentscheidungen zur Verfügung steht.

Die Nierenbiopsie, d.h. die Gewinnung von Gewebematerial, ist oft jedoch unerlässlich, um aus einer Reihe möglicher Differentialdiagnosen zur endgültigen Diagnose und damit zu einer spezifischen Prognose und Therapie für den Patienten zu gelangen.

Die Indikation zur Nierenbiopsie muss den möglichen diagnostischen Nutzen gegen die potentiellen Risiken abwägen. Letztere sind heutzutage sehr gering, da die Technik der Nierenbiopsie seit der erstmaligen Anwendung im Jahre 1951 v.a. durch die Verwendung der Ultraschallsteuerung der Punktion deutlich verbessert wurde. Diese Technik sowie die strenge Indikationsstellung führt dazu, dass heute in knapp 99% aller biopsierten Patienten eine histologische Diagnose erzielt werden kann und auch die Größe der Biopsie, gemessen anhand der Zahl der erfassten Glomeruli, meistens in der Regel in der Größenordung der für eine Diagnose erforderlichen 10 Glomeruli liegt.

In jüngster Zeit erfährt die Nierenbiopsie zudem durch ihren vermehrten Einsatz in der Nierenbiopsiediagnostik nach Nierentransplantation, zur Erkennung etwaiger Abstoßungsepisoden, von Medikamententoxizität oder Infektionen der transplantierten Niere, und hier insbesondere durch die Einführung von sog. Protokollbiopsien, d.h. in regelmäßigen Zeitabständen durchgeführten Nierenbiopsien, eine weitere Indikationsausweitung. Der zunehmende liberalere Einsatz der Nierenbiopsie und die Ausweitung der Fragestellungen, die im Rahmen der Gewebsentnahme bearbeitet werden sollen, stellt auch an die Aufarbeitung des Materials höhere Ansprüche. So genügt vielfach nicht mehr nur die etablierte Aufarbeitung des Biopsiematerials für lichtmikroskopische, Immunfluoreszenz - oder immunhistologische Untersuchungen sowie die Elektronenmikroskopie, sondern es sollte auch Frischgewebe asserviert werden für ergänzende, in der Regel für molekulare Untersuchungen.

Das Ausmaß an zusätzlichem Erkenntnisgewinn über pathogenetisch bedeutsame Gene oder Mechanismen der unterschiedlichen Erkrankungsgruppen kann durch Kombination morphologischer Methoden wie z.B. der Laser-assistierten Mikrodissektion bestimmter renaler Kompartimente und hoch sensitiver molekularer Methoden (TaqMan PCR Untersuchungen) sowie der sog. high through-put Methoden (z.B. cDNA Arrays) noch deutlich erhöht werden.Für die Zukunft dürfen hier sicher noch weitere Synergieeffekte aus der Kombination morphologischer, morphometrischer, molekularer und vermutlich auch genetischer Marker und Befunde erwartet werden, die zum Ziel haben, eine noch bessere und v.a. individuellere Abschätzung der Prognose und Abstimmung der Therapie zu ermöglichen.

Aufarbeitung von Nierenbiopsien

Für die diagnostische, prognostische und therapeutische Aussagekraft einer Nierenbiopsie ist eine sachgerechte Durchführung von der Biopsieentnahme über die adäquate Asservierung und ggf. Fixation des Materials bis hin zur qualifizierten Aufarbeitung in einem entsprechend dafür ausgerüsteten Pathologischen Institut unabdingbare Voraussetzung.Die optimale Nierenbiopsiediagnostik umfasst hierbei die Durchführung (i) lichtmikroskopischer, (ii) immunhistologischer oder Immunfluoreszenz sowie (iii) elektronenmikroskopischer Untersuchungen.

Das Nierenbiopsiematerial kann hierbei frisch, d.h. in NaCl, oder in fixiertem Zustand (z.B. in Paraformaldehyd oder Formalin) eingesandt und weiter bearbeitet werden. Die Bearbeitung von fixiert eingesandtem Material erfolgt nach der sog. Triple-Methode, d.h. dieses Material wird dann für die 3 o.g. Untersuchungsprozesse aufgeteilt.

Die Bearbeitung von Nierenbiopsiegewebe für die lichtmikroskopische Untersuchung erfolgt bei Eingang des Materials bis 10:45 im Pathologischen Institut noch am selben Tag, sodaß am Nachmittag bereits ein vorläufiger Befund vorliegt, der dann telefonisch oder per Fax übermittelt wird.

Die Durchführung ergänzender Färbungen (Silber, Sirius, EVG, SFOG) sowie v.a. der Immunfluoreszenz- oder immunhistologischer Untersuchungen erfordert dann weitere 1-3 Tage.

Die elektronenmikroskopische Untersuchung benötigt eine separate Einbettung des Materials in Kunststoff und eine aufwendige Schnitterstellung, so dass hierfür in der Regel ca. eine Woche benötigt wird.